Papa, was ist ein Fremder?

Ubuntiges aus Dithmarschen vom 12.09.2017

Bei unserem letzten Freundestreffen am 21. April im HSV Casino präsentierte der Seniortrainer Horst Marn zusammen mit Inken Watemborski ein Theaterstück „Papa, was ist ein Fremder?“ nach dem gleichnamigen Buch von Tahar Ben Jelloun. Es stellt ein Dialog zwischen Vater und Tochter dar. In diesem Dialog geht es um den Begriff Rassismus und welche Folgen die Ideologie des Rassismus mit sich bringt. „Sind alle dummen Menschen Rassisten?“ - „Nein, aber alle Rassisten sind dumm.“ Kein Mensch, kein Volk soll glauben einer „überlegenden Rasse“ anzugehören und meinen, dass anderen Menschen mit geringer Wertschätzung begegnet werden darf. Oft sind Menschen voller Vorurteile über Fremde. „Wie kann verhindert werden, dass ein Feindbild entsteht?“ - diese Frage hat Inken so sehr beschäftigt, dass sie sich entschlossen hatte einen anderen Schluss für dieses Theaterstück zu schreiben. Hauptaugenmerk ist hierbei das Resonanzprinzip, dass sowohl positive als auch negative Schwingungen die ein Mensch aussendet, unsere Mitmenschen beeinflussen.

Meriem: Ändert sich der Rassist, wenn ich ihm sag, dass er ein Schwein ist? Ich hab so Schmierereien an Hauswänden gesehen. Da stand: Nazis raus!!

Papa: Nein, Hass lässt sich nicht mit Hass bekämpfen. Dadurch verstärkt er sich nur und es entsteht eine Hassspirale. Es kann nur Frieden entstehen wenn du selbst gelassen und friedlich bleibst.

Meriem: Das ist aber gar nicht so einfach, denn es macht mich ganz schön wütend, dass es so blöde Menschen gibt die einfach den Frieden kaputt machen.

Papa: Ich hab auch nicht gesagt, das es leicht ist, sich nicht in solche niederen Schwingungen hineinziehen zu lassen. Doch es ist die einzigste Möglichkeit! Du kannst ein gutes Beispiel für andere sein, dass es auch anders geht. Wenn du mitkriegst dass jemand angegriffen oder beschimpft wird, kannst du die Lehrer oder die Polizei rufen, du kannst mutig sein und der Meinung der anderen widersprechen, aber dabei sachlich und freundlich bleiben.

Meriem: Au ja! Ich weiß schon was ich mache, ein Mädchen aus meiner Parallelklasse, deren Familie aus dem Jemen stammt, und die immer gehänselt wird, werde ich jeden Tag nette Sachen sagen wie „schön, dass es dich gibt`! Und sie zu mir nach Hause einladen.

Papa: Das ist eine gute Idee. Die Menschlichkeit fängt im kleinen an und kann von uns bewusst jeden Tag gelebt werden.

Die Ubuntuphilosophie „Ich bin, weil wir sind – und wir sind, weil ich bin.“ ist auch ein Ausdruck dieses Resonanzprinzips, von daher passt dieser Vortrag besonders gut zu unserem Freundeskreis. Wenn ich meine Herzlichkeit in meiner Umgebung vorlebe, dann schwingt diese Herzlichkeit von den Mitmenschen zu mir zurück. In diesem Sinne wollen wir uns auch im Ubuntu Freundeskreis untereinander – vom Herzen her – im Rahmen der erweiterten Nachbarschaftshilfe – beschenken. Auf unserer Internetseite www.ubuntu-freundeskreis.de kann sich jeder Ubuntufreund einloggen und so seine Wünsche und Geschenke dem Freundeskreis mitteilen. Über eine „Dankeschön“ Bilanz kann dort jeder seine erfüllten Wünsche und gemachten Geschenke reflektieren. Die Hilfe kommt von Herzen und geht zu Herzen – einen Anspruch darauf erwirbt man nicht. Das ganze funktioniert nur auf freiwilliger Basis. Wenn man dem Resonanzprinzip vertraut, erlebt man, dass sich Freundlichkeit und Dankbarkeit ausbreiten, je mehr man davon aussendet, gewinnt man selbst dabei. Dieser Kreislauf wird durch die Denkweise, man müsste erst eine Gegenleistung erbringen um Hilfe annehmen zu können, gestört. Nicht Leistung bestimmt unseren Wert, sondern wir alle sind wertvoll, weil wir sind!

Dieser Artikel wurde auch in der Rubrik `Neues aus der Nachbarschaft` in der DLZ veröffentlicht: www.boyens.de

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